Der kleine und der große Weihnachtsmann
Mandel-Zimt-Kuchen
WilliamWeihnachtsmannPapaMamaLina
William war sehr aufgeregt. Denn heute war der letzte Tag in der KITA, der letzte Tag vor dem großen Fest, der letzte Tag, den er noch auf den Weihnachtsmann warten musste, der ihm hoffentlich sein Feuerwehrauto bringen würde. Denn nichts wünschte sich William mehr, als eines Tages Feuerwehrmann zu werden!
Als Papa kam, um ihn abzuholen, sangen sie gerade zusammen das Sterne-Lied zum Abschied. Er packte William in seinen dicken Schneeanzug, zog ihm die Mütze tief ins Gesicht und band ihm die Schnürsenkel seiner dicken Winterstiefel.
„William, hattest du heute Spaß in der KITA?“, fragte Papa.
„Hmm.“
„Was ist los? Ich dachte, du magst es, Lieder zu singen und Schlitten zu fahren.“
„Papa, weiß der Weihnachtsmann denn ganz bestimmt wirklich, was ich mir wünsche?“
„Na klar, William. Du hast ihm doch deinen Wunschzettel nach Lappland geschickt.“
Sie gingen Hand in Hand erst an der Hauptstraße entlang, über die große leuchtende Sterne gespannt waren. Sie bummelten noch ein wenig über den kleinen Weihnachtmarkt in der Einkaufspassage und bogen dann in den kleinen Park ein, in dem William im Sommer auf dem Heimweg immer noch ein bisschen spielte. Als Vater und Sohn, jeder mit einer Tüte gebrannte Mandeln in der Hand, gerade in die Gasse einbiegen wollten, in der sie mit Mama und Lina wohnten, blieb William stocksteif stehen. Papa schaute sich verdutzt zu ihm um. „Was ist los? Willst du nicht sehen, wie schön deine Schwester und Mama das Haus geschmückt haben?“
Aber William stand da wie vom Donner gerührt. Mit offenem Mund, die Mandeln fest in der Hand gekrallt, starrte er auf einen Busch. Papa ging zu ihm zurück und folgte dem Blick seines Sohnes. Erst sah er gar nichts außer Schnee. Doch dann bewegte sich da etwas und er sah einen dicken alten Mann dort liegen. Gehüllt in einen Weihnachtsmantel, mit weißem Rauschebart und schwarzem Gürtel, lag der auf seinem Jutesack und war wohl von dem munteren Geplapper der beiden wach geworden. Freundlich lächelte er William an. Der fand endlich seine Sprache wieder:
„Bist du der Weihnachtsmann?“, fragte er ganz leise.
„Na klar, Kleiner – und wer bist du?“
„William. Und das ist mein Papa.“
„Komm William, wir lassen den Weihnachtsmann weiter schlafen und gehen nach Hause, ja?“ Papa ergriff Williams Hand, aber der bewegte sich nicht vom Fleck.
„Bist du schon aus Lappland losgeflogen, um die Geschenke zu verteilen?“
„Äh … ja. Aber ich hatte unterwegs einen Unfall und bin hier im Park gelandet.“
„Ist dir was passiert? Und wo ist dein Schlitten mit den Geschenken?“
„Komm mein Großer, lass den Mann jetzt in Frieden, Mama und Lina warten bestimmt schon mit dem Kuchen“, versuchte Papa William zu locken. Aber der blieb stur.
„Nein, nein, alles okay, William. Mach dir um mich keine Sorgen. Mir ist nur ein wenig kalt. Und den Schlitten samt Geschenken habe ich sicher versteckt“, versuchte der Mann ihn zu beruhigen.
Papa hatte jetzt endgültig genug, wünschte dem Weihnachtsmann alles Gute und zog William in die Gasse, die zu ihrem Zuhause führte. Der kleine Junge versuchte sich loszumachen, schrie und heulte – doch es half nichts.
Mama hörte ihren Jungen schon von Weitem, und so öffnete sie die Tür. Ein verführerischer Duft nach Zimt und Zitronen drang an die kalte Winterluft und warmer Kerzenschein leuchtete von drinnen. William aber sah und roch nichts. Er zog ein Gesicht und stampfte verheult und wutentbrannt ins Haus.
„Markus, was ist denn passiert?“, wollte Mama von Papa wissen. „Gab es etwa keine gebrannten Mandeln mehr auf dem Markt?“
„Doch, doch – das ist es nicht. Wir haben im Park einen Mann getroffen und William wollte sich noch länger mit ihm unterhalten. Aber mir war kalt.“
„Das war nicht IRGENDEIN Mann!“, protestierte William lautstark. „Das war der Weihnachtmann! Er ist mit seinem Schlitten abgestürzt, und jetzt steht sein Schlitten in irgendeinem Schuppen und bestimmt klaut irgendwer mein Geschenk. Und wer weiß, ob der Weihnachtsmann es noch bringen kann. Er sah nämlich ganz schön krank aus!“
Papa sah William mit einem warmen Blick an, dann drehte er sich um und flüsterte Mama etwas ins Ohr.
„Wer flüstert, der lügt!“, schnaubte William. „Wir müssen dem Weihnachtsmann helfen! Sonst bekomm ich nie mein Feuerwehrauto und kann kein Feuerwehrmann werden!“
„William, der Weihnachtsmann weiß bestimmt, wie er das regelt. Kein Kind wird an Weihnachten ohne Geschenk sein – das ist ganz sicher,“ versuchte Mama, ihn zu trösten. „Komm, ich hab deinen Lieblingskuchen gemacht; Lina wartet schon, dass wir ihn endlich zusammen verputzen.“
Widerwillig setzte sich William mit der Familie an den Tisch. Doch obwohl es Mandel-Zimt-Kuchen gab, biss er nur zweimal zu und fragte dann:
„Mama, darf ich nochmal raus in den Park? Einen Schneemann bauen?“
„Ja, aber sicher“, antwortete sie. „Aber nimm Lina mit – und kommt rein, sobald es dunkel wird.“
„Ja, okay.“ Lina freute sich, dass ihr großer Bruder mit ihr raus zum Spielen gehen wollte, und so zogen sie sich schnell die Schneeanzüge über und rannten zum Park. Lina fing an, aus einem Schneeball eine große Kugel für den Bauch des Schneemanns zu rollen. Schnell wurde der so groß und so schwer, dass sie nicht mehr weiterkonnte. Sie rief ihren Bruder:
„William, komm hilf mir. Der Bauch ist zu schwer für mich!“ Doch sie erhielt keine Antwort. Sie ging um den großen Schneebauch herum – und da sah sie William mit dem Weihnachtsmann auf einem Jutesack im Schnee sitzen. Ihre Augen wurden groß, denn insgeheim hatte sie gedacht, William hätte sich nur ein Märchen ausgedacht.
„Und du bist also Lina?“, frage der Weihnachtsmann freundlich.
„Ja, woher weißt du das denn?“
„Na ich hab doch eure Wunschzettel bekommen.“
„Ist dir nicht kalt, so auf der Erde im Schnee?“, erkundigte sich Lina besorgt.
„Naja, ein bisschen schon, aber zum Glück hab ich ja den dicken roten Mantel.“
„Und hast du denn auch etwas zu essen?“, wollte William wissen.
„Naja, manchmal gibt mir jemand Nettes ein Croissant oder eine Laugenstange.“
„Aber das macht doch nicht satt!“ William war entsetzt. Nicht nur, dass der Weihnachtsmann abgestürzt war – er hatte noch dazu nicht einmal etwas zu essen oder ein warmes Bett zum Schlafen! Wie sollte er so bloß wieder stark genug werden, um die Geschenke zu den Kindern zu bringen? Und wie sollte William dann noch Feuerwehrmann werden? Schließlich musste man üben, wenn man so einen verantwortungsvollen Job machen wollte.
Während die Kinder so bei dem alten Weihnachtsmann hockten und sich den Kopf zerbrachen, brach die Dunkelheit herein – und plötzlich stand Papa vor ihnen.
„Hey, ihr beiden Ausreißer. Ihr solltet doch reinkommen, wenn es dunkel wird. Und mit Menschen sprechen, die ihr nicht kennt, sollt ihr doch auch nicht, wenn kein Erwachsener dabei ist.“
„Papa, das ist weder ein Fremder noch ein Mensch – das ist der WEIHNACHTSMANN! Bist du denn blind?“, entrüstete sich jetzt auch Lina. „Er ist ganz nett und hat uns super Geschichten erzählt. Und weißt du was?“ – sie stemmte ihre kleinen Fäuste in die Hüften und machte ein ernstes Gesicht – „Sein Schlitten ist weg und er hat nicht mal ein warmes Bett oder was Richtiges zu essen!“
„Und SO kann er bestimmt keine Geschenke ausfahren“, stimmte William mit ein. „Wir müssen ihn gesundpflegen.“
„Na, so einig seid ihr euch ja selten“, schmunzelte Papa dann doch. Er drehte sich zum Weihnachtsmann und musterte ihn von oben bis unten. Und während William hoffend zu seinem Papa hoch sah, entspannten sich dessen Gesichtszüge. Er streckte seine Hand nach unten, der Weihnachtsmann ergriff sie und zog sich unter Ächzen und Stöhnen hoch.
„Kommen Sie, wir wohnen gleich um die Ecke. Meine Frau und meine Tochter haben Mandel-Zimt-Kuchen gebacken, und heiße Schokolade haben wir auch genug.“
Der Weihnachtsmann lächelte verlegen und sagte: „Aber das kann ich doch nicht annehmen.“
„Doch, doch, doch!“, jubelten die Kinder im Chor, so dass Papa und der Weihnachtsmann laut lachen mussten. Und so saßen sie an diesem Abend alle zusammen um den Familienesstisch: Mama, Papa, Lina, William und der Weihnachtsmann. William schaufelte ihm so lange Kuchen und Schmalzbrote auf den Teller, bis dieser ganz rote Wangen kriegte und sich den Bauch rieb.
„Danke vielmals – so gut habe ich schon lange nicht mehr gegessen“, seufzte er zufrieden. „Aber jetzt will ich euch nicht weiter stören.“ Damit stand er auf, zog seinen roten Mantel so eng es ging um den dicken Bauch, wischte sich noch ein paar Krümel aus dem Bart und warf sich seinen Jutesack über die Schulter.
„Aber wo schläft du denn heute Nacht?“, wollte Lina wissen.
„Im Park unter dem Busch. Der Schnee wärmt mich, und ich kann die Sterne im Himmel sehen.“
„Aber dann bist du morgen krank und kannst wieder den Schlitten nicht suchen gehen“, protestierte William.
Mama warf Papa einen langen Blick zu, der nickte nur ganz leicht, und dann sagte sie: „Wir haben ein kleines Gästezimmer, da können Sie gerne heute Nacht bleiben. Und morgen sehen wir dann weiter, wie wir den Schlitten wiederfinden können, ja Kinder?“
Die beiden waren mehr als zufrieden und kletterten in ihre Hochbetten unter die weichen, warmen Daunendecken. Noch lange blieben sie wach und redeten über den aufregenden Tag. Sie konnten es kaum fassen, dass der Weihnachtsmann hier in ihrem Haus übernachtete. Ob ihnen das nach den Ferien in der KITA jemand glauben würde?
Von unten hörten sie Mama und Papa ganz leise reden, und zwischendurch kam das tiefe Gebrummel des Weihnachtsmannes hinzu.
Als Lina und William am nächsten Tag von Mama zum Frühstück gerufen wurden, war es endlich soweit: Weihnachten! Aber so richtig konnte sich William nicht darüber freuen. Immer noch hatte er Angst, dass es an diesem Weihnachten keine Geschenke geben würde – und somit auch kein Feuerwehrauto, das er doch so dringend brauchte. Der Weihnachtsmann saß vergnügt am Esstisch, wischte sich den Kakao aus seinem weißen Bart und verkündete: „Guten Morgen, liebe Kinder. Ihr müsst leider ohne mich frühstücken, ich bin schon spät dran und hol jetzt den Schlitten, damit alle Kinder rechtzeitig ihre Geschenke bekommen.“
Die Augen der beiden leuchteten, und sie wünschten dem Weihnachtsmann viel Erfolg bei seiner Arbeit. Stolz waren sie auch ein bisschen, denn schließlich hatten sie den Weihnachtsmann gesundgepflegt.
Lina und William guckten dann Weihnachtsmärchen im Fernsehen, bastelten Strohsterne für die Fenster und spielten mit ihren Bauklötzen. Aber der Tag wollte und wollte einfach nicht vergehen. Am Abend zündete Papa alle Kerzen am festlich geschmückten Baum an, sie sangen „Oh du fröhliche“ und aßen knusprige Gans mit Rotkohl und Knödeln. Doch so wie sonst war William nicht bei der Sache. Zu aufgeregt war er – und je länger der Abend dauerte, desto mehr zweifelte er daran, dass der Weihnachtsmann es noch rechtzeitig geschafft hatte.
Da klopfte es endlich laut an die Tür. Anstatt des vertrauten Glöckchengeläuts der Vorjahre heulten jedoch vor der Tür Sirenen. William stürmte an Mama und Papa vorbei durch die Tür – und da stand er: der Weihnachtsmann. Und hinter ihm eine riesige rote Feuerwehr. Die blauen Leuchten drehten sich herrlich zur Sirene, und an der Seite sah William einen großen weißen Schlauch. Der Weihnachtsmann hob ihn mit einem Schwung auf den Beifahrersitz, wuchtete sich hinters Lenkrad und mit viel Lalülala drehten sie eine Runde.
„Weihnachtsmann“, William dreht sich zu ihm hin, „woher hast du denn eine richtige Feuerwehr bekommen?“
„Ach weißt du“, schmunzelte der, „in meinem früheren Leben war ich Feuerwehrmann, und die alten Kollegen haben mir noch was geschuldet.“
Dieses Weihnachten vergaß William sein ganzes Leben nicht mehr ,und auch Mama und Papa sprachen noch oft davon.
Zubereitungszeit
10 Min.
Backzeit
55 Min.
Zutaten
250 g | Mehl |
225 g | Zucker |
125 g | Butter |
1 Pck. | Vanillezucker |
3 | Eier |
250 ml | Sahne |
250 g | Mandeln gemahlen |
2 TL | Zimt |
Prise | Salz |
40 g | Semmelbrösel |
Zubereitung
Den Ofen auf 190 °C (Ober-/Unterhitze) vorheizen.
Für den Kuchenboden das Mehl, 75 g Zucker, Butter, Vanillezucker und einen Prise Salz verkneten. Eine mit Backpapier ausgelegte runde Kuchenform (26 cm) mit dem Teig auslegen und einen Rand formen. Den Teig mehrmals mit einer Gabel einstechen. Zehn Minuten vorbacken.
Die Eier, Sahne, 150 g Zucker und eine Prise Salz schaumig rühren. Mandeln, Zimt und Semmelbrösel hinzufügen, verrühren und die Mischung und auf den Bodenteig gießen. Weitere 45 Minuten bei 185°C backen.